Im Mai zeigt sich der Frühling in Oberstdorf von seiner schönsten Seite – begleitet vom Oberstdorfer Bergfrühling, einem vielseitigen Erlebnisprogramm, das dazu einlädt, Natur, Kultur und Achtsamkeit neu zu entdecken. Gelebte Tradition, eindrucksvolle Naturmomente und wohltuende Angebote für Körper und Geist machen diese Zeit zu etwas ganz Besonderem.
Teil des Programmes sind unter anderem: geführte Kräuterwanderungen mit Angela Alter, eine Klangschalenmeditation inmitten der Natur mit Joachim Weiler und ein erfrischender Jodelkurs mit Hedwig Roth.
Im Interview verraten die drei Experten, was ihre Angebote so besonders macht – und warum man sie keinesfalls verpassen sollte.
Im Fluss der Klänge
In unserer hektischen Welt suchen immer mehr Menschen nach Wegen, zur Ruhe zu kommen und neue Energie zu tanken. Eine besonders sanfte und wirkungsvolle Methode ist die Klangschalenmeditation. Joachim Weiler gibt spannende Einblicke in die Welt der Klänge und erklärt, wie Schwingungen Körper und Geist in einen harmonischen Zustand versetzen können.
Was unterscheidet eine Klangschalenmeditation von einer regulären Meditation?
Bei der Klangmeditation leiten uns die Klänge der Klangschalen und Klangobjekte in eine tiefe Entspannung. Es gibt sozusagen nichts mehr zu tun und auch der Geist beruhigt sich nach und nach wie von selbst. So wie Musik im Allgemeinen auf unsere Körper wirkt, so wirken die darauf gestimmten Klänge in der Klangmeditation auf das ganze Energiesystem des Menschen.
Ist eine Klangschalenmeditation auch für Menschen geeignet, die sonst nicht mit spirituellen Praktiken vertraut sind?
Ja natürlich. Es benötigt keinerlei Erfahrung oder spirituelle Praxis um sich mit den Klängen und der Natur zu verbinden.
Nutzt du neben Klangschalen noch weitere Instrumente oder Methoden in deinen Sitzungen?
Ja. Neben Klangschalen habe ich immer auch Klangspiele mit dabei. Manchmal (je nach Tagesqualität) nutze ich noch Gongs oder Harmonika. Grundsätzlich sind alle Objekte auch Klangobjekte und gerade in der Natur kann das dann schon auch mal ein Holz, ein Stein oder auch der Wind sein, der die Klangwelt mitgestaltet.
Wie fühlt es sich für Dich an, wenn die Klänge durch den Raum schwingen? Spürst du selbst eine Veränderung?
Auf alle Fälle. Ich bin selber immer wieder erstaunt wie sich der Raum verändert, wenn die Klänge das „Ruder“ übernehmen. Wir treten da einfach in einen natürlichen Fluss ein. Wenn unser Geist ruhig wird, dann können wir wirklich zu unserer sanften inneren Stimme gelangen und die Klänge sind dann so als ob sie diese Botschaften tragen.
Freude am Gesang der Alpen
Eine alte Tradition, die weit über die Alpen hinaus bekannt ist: das Jodeln. Doch wo genau kommt das Jodeln her, und wie lernt man es am besten? Hedwig Roth ist leidenschaftliche Jodlerin und gibt ihre Begeisterung an Euch weiter. Es geht um die Ursprünge, ihren eigenen Weg dorthin und die Faszination dieser besonderen Gesangstechnik. Außerdem verrät sie, warum wir alle einmal gejodelt haben sollten.
Wo kommt das Jodeln ursprünglich her?
Da gibt es verschiedene Theorien. Die wohl bekannteste ist, dass das Jodeln in den Bergen der Verständigung diente. Das scheint mir auch plausibel, da es durchaus passieren kann, dass man eine Antwort bekommt, wenn man am Berg einen Jodler übers Tal schickt. Eine andere Entstehungsidee ist, dass es über den Tierlockruf (im Allgäu typisch: ho ho ho) entstanden ist. Zudem findet man das Jodeln in vielen unterschiedlichen Ur-Kulturen. Beispielsweise in Afrika. Demnach hat es vielleicht auch einfach etwas mit dem Produzieren von Ur-Tönen zu tun, was, neben der Trommel, vielleicht auch als erstes Instrument gesehen werden kann. Aber wie gesagt sind es nur Theorien und ich weiß nicht; ob jemand eine allgemeingültige Antwort kennt.
Wie bist Du selbst zum Jodeln gekommen?
Ich bin in einer volksmusikalischen Familie aufgewachsen und habe schon früh im Dreigesang gesungen und gejodelt. Das richtige Jodeln (mit dem typischen Kehlkopfschlag) habe ich allerdings erst als Erwachsene zufällig bei den Oberbayern abgeschaut und dann wohl richtig nachgemacht. Diese Art zu singen scheint mir bis heute so besonders, dass ich große Freude daran habe, es selber zu tun, und die Technik begeistert weiterzugeben.
Braucht man Vorkenntnisse, um an einem Jodelkurs teilzunehmen?
Nein. Man muss es nur einfach mal machen, denn man sollte in seinem Leben unbedingt einmal gejodelt haben.
Was macht für Dich einen erfolgreichen Jodelkurs aus?
Für mich geht es vor allem darum, andere Menschen dazu zu bringen etwas zu tun, was sie sich alleine vielleicht nicht trauen würden. Wenn sie also Töne produzieren, die sie selber noch nicht kennen, also einen sog. inneren Ton finden, dann macht es mich sehr glücklich.
Was sind die häufigsten Herausforderungen für Teilnehmende und wie hilfst Du ihnen, diese zu überwinden?
Das Jodeln erfordert eine andere Technik als der klassische Gesang. Um beispielsweise Bruststimmtöne zu produzieren, muss man sich erstmal trauen laut zu sein. Da darf und muss man sich viel Raum nehmen, und diesen Raum versuche ich zu schaffen und zu halten. Für Männer ist die hohe Kopfstimme eine Herausforderung. Auch da gilt es, sich selber auszuprobieren und vielleicht unsicheres Terrain zu betreten. Aus diesem Grund mache ich meine Kurse gerne in geschlossenen Räumen, da dort der sichere Rahmen gewahrt wird.
Ein Streifzug durch die Wunder der Natur
Die Leidenschaft für Kräuter hat Angela Alter selbst entdeckt und später in ihrer Ausbildung vertieft. Ihre Faszination über die Natur und ihre Heilkräfte gibt sie in ihren Kräuterworkshops weiter.
Welche Kräuter wachsen hier in der Region?
Auffällig ist hier der Frauenmantel, der das feuchte Klima liebt. Doch die Region beheimatet eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen – darunter einige der giftigsten, wie den Eisenhut (Aconitum) oder die Schwarze Tollkirsche (Bella Donna). Auch die Eibe ist hier verbreitet.
Besonders spannend sind die Orchideenarten wie das Knabenkraut, das sich gerne mit Trollblumen und Wollgras die Wiesen teilt. In höheren Lagen findet man den Bergschnittlauch oder das Kohlröschen, das herrlich nach Schokolade und Vanille duftet. In den Mooren wachsen seltene Pflanzen wie die giftige Rosmarin-Heide. Dieses Jahr suche ich dort gezielt nach der Blume des Jahres – dem Roten Sumpfauge.
2024 wurde das Hexenkraut zur „Schönheit des Jahres“ gekürt – seine Blüten sehen aus wie kleine tanzende Engel. Zu jeder Pflanze gibt es alte Geschichten und Heiltraditionen. Spannend ist auch, dass sich das regionale Pflanzenbild je nach Wetter und Standort verändert – in Immenstadt finde ich eine andere Vielfalt als in Oberstdorf.
Hast Du ein Lieblingskraut? Was fasziniert Dich besonders daran?
Meine Lieblingskräuter sind oft die, mit denen ich mich gerade intensiv beschäftige – zum Beispiel für Vorträge. Mein letzter Vortrag drehte sich um die Wilde Karde, die als Mittel gegen Borreliose bekannt ist. Sie wird auch „Pflanze des durstigen Wanderers“ genannt, denn ihr botanischer Name Dipsacus bedeutet „Durst“ – sie speichert Wasser in ihren Blattachseln, das sowohl der Pflanze als auch dem Finder zugutekommt. Besonders faszinieren mich Pflanzen, die ich in der Naturkosmetik nutzen kann – Heilkräuter, die der Haut guttun und sie seidig glatt machen. Ich liebe es, Naturkosmetik selbst herzustellen und die Kraft der Pflanzen für die Hautpflege zu nutzen.
Wie können heimische Kräuter verwendet werden?
Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig! Sie helfen bei Erkältungen, Schmerzen und Verdauungsproblemen, können Blutungen stillen und das Immunsystem stärken. Man kann sie als Oxymel (eine Mischung aus Honig und Essig, die als Arzneimittel verwendet wird) ansetzen, für Tees trocknen, in Öl ausziehen oder zu Tinkturen verarbeiten.
Warum lohnt es sich, an Deinem Kräuterworkshop teilzunehmen? Was erwartet die Teilnehmenden?
Ich möchte die Natur mit allen Sinnen erlebbar machen – riechen, fühlen, schmecken. Oft bringe ich selbstgemachte Cremes, kleine Heilmittel oder Kostproben mit, und die Teilnehmer sind immer wieder erstaunt, was die Natur alles zu bieten hat. Meine Leidenschaft für Kräuter brennt, und ich liebe es, dieses alte Wissen – kombiniert mit neuen Erkenntnissen – weiterzugeben. Meine Ideen gehen mir nie aus, und es gibt ständig Neues zu entdecken. Genau das möchte ich mit meinen Teilnehmern teilen – das ist meine Mission im Allgäu.
Auch hautnahe Erlebnisse auf dem Bauernhof sowie Yoga- und Alphornkurse auf der Orlen Arena sind Teil des vielseitigen Programms.
Alle weiteren Erlebnisse und Informationen rund um den Oberstdorfer Bergfrühling findest Du hier.
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