Mittwoch, 26.03.2025
Tourismus Oberstdorf
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Auf Du und Du mit der Kuh

Landwirtschaft im Einklang mit der Natur, ein Interview mit Ramona Besler.

Wir sind zu Besuch auf dem Hof der Familie Besler in Schwand bei Oberstdorf. Der Blick hinter die Kulissen und Informationen zum Hofbetrieb sowie die spürbare Leidenschaft für das tägliche Tun begeistern.
Ramona Besler führt uns herum und gibt uns Einblick in die Arbeit ihrer Familie und ihr landwirtschaftlich besonderes Konzept.

Ramona, wie bist Du denn zur Landwirtschaft gekommen?

„Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen, wo mein Opa einen Selbstversorgergarten und Kleinvieh hatte. Ich wollte immer etwas Sinnvolles tun und merkte während meines Studiums der sozialen Arbeit, dass es mir zu kopflastig war. Ein Monat auf einem Ziegenhof in Spanien erdete mich und zeigte mir die Bedeutung der Landwirtschaft. Nach meinem Studium begann ich eine Landwirtschaftslehre auf einem Demeter-Hof, verbrachte einen Sommer auf der Alp in der Schweiz und ging drei Jahre auf Wanderschaft als Landwirtin. Danach vertiefte ich mein Wissen an der Meisterschule für Ökolandbau, wo ich auch meinen Mann kennenlernte und schließlich hier am Hof landete.“

Naturschutz und Tierwohl haben einen hohen Stellenwert

„Für uns ist es wichtig nachhaltig und achtsam mit unseren Tieren, Pflanzen und Böden umzugehen. Wir leben von der Natur und mit der Natur.“ Das hat für sie etwas mit Dankbarkeit und Demut zu tun.
Wir schlendern über den Hof und betrachten den Bergblick und die saftig grünen Wiesen. Ohne die Natur und die Tiere könnten wir nicht so leben wie wir es aktuell tun. Dafür liebt die Familie ihre Arbeit und ihr Zuhause am Hof, und sieht sehr viel Sinn darin gesunde und hochwertige Nahrung für andere Menschen bereit zu stellen. Ramona appelliert daran, mit allem was uns die Natur gibt sorgsam umzugehen, damit wir es auch für nachfolgende Generationen erhalten können: „Wenn wir Menschen die Natur nicht wertschätzen entziehen wir uns selbst die Lebensgrundlage,“ sagt Ramona Besler.

Dazu brauchen wir die Alp- und Landwirtschaft

Neben der Erzeugung gesunder, natürlicher und regionaler Lebensmittel, die schon bei der Fütterung der Tiere beginnt, sieht die Familie die Aufgabe der Landwirtschaft auch in der Zusammenarbeit mit der Natur. In Kreisläufen denken und wirtschaften, fruchtbare Flächen pflegen und ökologisches Gleichgewicht erhalten. Das trägt zur Artenvielfalt bei und auch andere Tiere wie Insekten und Vögel profitieren davon.
Vom Hof der Beslers schauen wir direkt auf das Panorama des Allgäuer Dreigestirns, ins Stillachtal und in die Richtung des Wandergebiets am Fellhorn. Während Ramona erklärt und oben am Wald ein Reh vorbeihuscht begreifen wir einmal mehr, dass Alp- und Landwirtschaft auch für die Offenhaltung der Landschaft, also unsere schönen Wanderwege, Blumenwiesen und Naturschutzflächen verantwortlich ist, denn ohne die Pflege der Bergwiesen würde alles zu wachsen.

Käse gut, alles gut
Der Käse ist mittlerweile fertig und die ersten Kühe kommen nach draußen um die Morgensonne zu genießen.

Aus ihrer Heumilch wird Käse wie traditioneller Allgäuer Bergkäse, Kräuterkäse mit Bockshornklee, Bärlauch, Chili und ummantelter Käse mit verschiedenen Blüten hergestellt. Ramona unterstreicht: „Unser Käse ist ein Naturprodukt, beeinflusst durch die Jahreszeit, das Futter wie Heu, Kräuter und das Wetter. Er schmeckt nie exakt gleich und das ist ein Qualitätsmerkmal.“
Die Kühe, die gerade in der Sonne dösen haben alle Hörner, fällt uns auf. „Für uns gehören die Hörner einfach zur Kuh dazu und sind auch Ausdruck der einzigartigen Persönlichkeit jeder Kuh,“ sagt Ramona stolz. Sie erklärt uns, dass Milchprodukte von Kühen mit Hörnern oftmals sogar verträglicher für den Menschen seien, also auch für Allergiker geeignet sein können. Über die Funktion des Horns lernen wir viel dazu. Ramona erzählt uns, dass es viele Funktionen hat. „Die Tiere nutzen sie zur Kommunikation, zur Körperpflege, zur Regulierung der Körpertemperatur und für ihre Schiebekämpfe zum Aushandeln der Rangordnung. Das Horn ist stark durchblutet, nicht wie beispielsweise beim Geweih von Hirschen. Ist es mal kalt, weiß man, dass der Kuh etwas fehlt.“ Die Hörner sind sogar mit der Verdauung verbunden und sie beeinflussen die Milchqualität. Wer schon einmal eine Kuh beim Wiederkäuen beobachtet hat, weiß vielleicht wie wichtig die Verdauung für die Tiere ist.

Raus auf die saftig grüne Wiese

Auf dem Rückweg vom Stall sehen wir noch Kälbchen, die von uns mit einem „Oh sind die süß!“ begrüßt werden. Mit großen Kulleraugen schauen uns die Kälbchen hinterher. Für die anderen Kühe geht es jetzt raus auf die Wiese – jetzt kommt Action ins Spiel! Nur für uns. Denn die Kühe sind die Ruhe selbst. Gemächlich trotten sie in Richtung ihrer Weide, sie kennen den Weg. Von hier sehen wir auch nochmal das Gründach auf dem Stall. Vorhin hat Ramona erklärt, dass es für eine gute Klimatisierung im Stall sorgt. Es hält die Wärme besser im Winter und schützt vor Hitze im Sommer. Den 50 Milchkühen schauen wir eine Weile beim Grasen zu.

Hürden überwinden und Brücken bauen

Nach dem Abschied von den Kühen und auf dem Weg zurück zum Hof kündigt Ramona an, dass wir gleich auch etwas vom Käse und der Wurst probieren dürfen. Wir können es kaum erwarten.
Im Gespräch erfahren wir, dass vor allem der Spagat zwischen den Idealen und der Wirtschaftlichkeit eine Herausforderung ist, wozu Bürokratie, Verordnungen und auch der heutige veränderte Blick und der abnehmende Kontakt der Gesellschaft zur Landwirtschaft zählen. Letzteres merkt die Familie bei ihrer täglichen Arbeit: „So kommt es vor, dass man manchmal verachtende Blicke abbekommt, wenn man am Gülle fahren ist. Wobei wir doch froh sind, dass wir keinen Kunstdünger kaufen müssen, sondern im Kreislauf unseren eigenen Dünger haben. Oder das Tiere abhauen, weil Leute auf der Alpe die Weidegatter offenstehen lassen. Oder Hundekot und Schutt auf den Weiden, die unsere Tiere krankmachen.“ Wir merken, es ist keine leichte Aufgabe und bewundern die Familie und alle anderen Landwirtinnen und Landwirte für ihr Tun und ihren Mut.
„Das war auch ein Grund für mich mit den Kuhpatenschaften und den Hofführungen zu beginnen. Es ist mir wichtig, wieder mehr Menschen in Kontakt mit der Landwirtschaft zu bringen und in einen Austausch zu kommen.“

Kuhpatenschaft, was ist das denn?

Die Idee hinter den Kuhpatenschaften ist es, die Menschen wieder mehr in direkten Kontakt mit der Landwirtschaft zu bringen und in einen Austausch zu kommen. Hier im Oberallgäu haben die meisten Kühe in den allermeisten Betrieben tatsächlich noch Namen. „Es ist ihnen und uns wichtig zu zeigen, dass wir sehr viel Wertschätzung für unsere Tiere empfinden, auch wenn wir sie zur Produktion von Lebensmitteln bei uns haben“, unterstreicht Ramona und nennt uns ein paar Namen ihrer Kühe.
Man kann bei Beslers für ein Jahr eine Patenschaft für eine der Milchkühe abschließen und bekommt dann zwei Mal im Jahr ein Genusspaket mit leckerem Käse. „Einmal im Monat schreibe ich auch einen „Kuhsletter“ und erzähle den Paten darin was grade so bei uns am Hof passiert und was uns beschäftigt. Diesen engen Kontakt und das Nah dran sein schätzen die Menschen sehr.“
Den Käse, den wir in der Zwischenzeit auf der Terrasse mit Blick auf den Stall probieren schmeckt vorzüglich. Mit den Informationen von heute noch einmal mehr etwas ganz besonders.
Ramona freut sich, dass sie über ihre Kunden und Kuhpaten so auch viel Wertschätzung für ihre Arbeit bekommen: „Das tut gut!“

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Regelmäßige Hofführung

Die Alchemie der Kühe – wie unsere Milchkühe Bergwiesen in weißes Gold verwandeln. Wie wird aus Gras Milch? Warum haben Kühe Hörner? Was macht Sonnencreme im Tränketrog? All das und mehr erfährst Du bei einer spannenden Hofführung.

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