Durch grüne Alpen mit üppiger Flora, vorbei an klaren Bergseen. Kare und Scharten als Übergänge – schwindelerregend auf Felsgraten und schmalen Steigen. Am Ende der Etappen dann die einladenden Unterkunftshütten.
Doch bevor unzählige naturbegeisterte Menschen sich aufmachen konnten, auf den gut markierten Höhenpfaden die Einzigartigkeit des Allgäuer Berglandes in sich aufzunehmen, musste erst viel Schweiß all derer fließen, die Steige und Wege anlegten, die Hütten bauten und Tonnen von Material unter großen Strapazen hinauf beförderten. Deshalb dürfen wir den Pionieren durchaus dankbar sein, die sich mit ganzer Kraft und großer Leidenschaft einsetzten, damit wir alle gefahrlos das erleben können, was ihr eigenes Leben so nachhaltig beeinflusste!
So richtig los ging es im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts. Damals wurden zahlreiche Alpenvereinshütten errichtet, wie 1875 zum Beispiel das Waltenbergerhaus hoch über dem Bacherloch, 1881 das Prinz-Luitpold-Haus am Hochvogel, 1885 die Rappenseehütte am namensgebenden See, 1890 am Nebelhorn das Edmund-Probst-Haus und 1891 die Kemptner Hütte auf dem Mädelejoch.
Fast logisch, dass man daraufhin auch damit begann, die einzelnen Berghütten durch Höhenwege zu verbinden! Anton Spiehler aus Memmingen regte damals an, den Wegebau auf den gesamten Allgäuer Hauptkamm vom Biberkopf im Westen bis zum Geißhorn im Nordosten zu übertragen. Der 1848 geborene königlich-bayerische Reallehrer darf zweifellos als Begründer der Allgäuer Höhenwege bezeichnet werden. Er war Bergsteiger, Forscher, Naturkundler und Wissenschaftler in einem und hatte von 1882 bis 1891 den Vorsitz der Alpenvereinssektion Memmingen inne. Dank seiner Initiative bekamen einheimische Wegemacher und Handwerker fortan reichlich zu tun. Allen voran die Wegemacherfamilie Klein aus Rubi, die fast alle bis 1911 erschlossenen Wege am Allgäuer Hauptkamm baute.
So wurde in der Alpenvereinssektion Allgäu-Immenstadt 1897 auch der Bau eines Höhenwegs beschlossen, der den Namen Jubiläumsweg erhielt. Schon 1898, im Jahr darauf, konnte von der Willersalpe aus gen Süden mit den Arbeiten an diesem herrlichen Gebirgsweg vom Iseler über den Schrecksee zum 1846 Meter hoch gelegenen Prinz-Luitpold-Haus im Hochvogelgebiet bei Bad Hindelang begonnen werden. Und bereits im folgenden Sommer war der neue Höhenweg fertig. Wenn man heutzutage im Nordosten zur großen Durchquerung der Allgäuer Alpen startet, so stellt der Jubiläumsweg den ersten Teilabschnitt dar. Das macht auch Sinn, denn die Anforderungen dort sind nicht so groß wie auf dem später folgenden Heilbronner Weg. Keineswegs aber sollte man ihn unterschätzen. Bei Höhen um die 2000-Meter-Marke ist zuverlässiges Wetter Grundvoraussetzung, und auch die Kleidung sollte optimal sein. Eine erhebliche Sturzgefahr kann die Querung von Altschneefeldern oder steilen Grashängen bedeuten, und daher versteht sich bestes Schuhwerk von selbst. Aber auch die Kondition sollte stimmen. Ganz auf Nummer sicher geht, wer sich beispielsweise einer Gruppe in der Obhut eines Oberstdorfer Bergführers anschließt. So steht einer großartigen Hochgebirgstour nichts mehr im Wege.