– sie leben mit den Jahreszeiten und stellen sich darauf ein, was ihnen die Natur im Laufe der Monate vorgibt. Doch auch für sie ist der Übergang vom Winter zum Frühjahr etwas Besonderes. Man freut sich aufs neue Jahr, und nicht weniger das Vieh! Fast übermütig rennen und springen die Tiere umeinander, ja tollen beinahe wild umher, wenn sie die ersten Male den Stall verlassen.
Schritt für Schritt werden nun alle Arbeiten erledigt, und die Bauern hoffen darauf, dass das Wetter auch in diesem Frühjahr mitspielt, bis das erste Heu unter Dach und Fach ist – denn das ist im Allgäu immer ein ganz wichtiger Abschnitt. Vorher aber müssen Felder und Wiesen nach dem langen Winter vorbereitet werden. Verliefen dort Loipen oder Winterwanderwege, heißt es umso mehr, Ordnung zu schaffen und den gedankenlos zurückgelassenen Abfall zu beseitigen, der sich im letzten Winter angesammelt ist. Das kann ein durchaus ernst zu nehmendes Problem sein, das nicht nur die Landschaft verschandelt. Denn ähnlich wie Hundekot, der viel zu oft in den Wiesen landet und dort das Gras verunreinigt, können auch Plastikbeutel und andere Abfälle die Weidetiere mitunter richtig krank machen, wenn sie etwas davon aufnehmen. Oberstdorf engagiert sich sehr, stellt Abfallbehälter, Hundetoiletten und Tütenspender auf, um es Hundebesitzern leicht zu machen, das „Häufchen“ des Vierbeiners zu entsorgen. Und natürlich gehört der Beutel in den Mülleimer und nicht ins Gebüsch!
Jetzt ist auch die Zeit, da Mist und Gülle, die der Oberstdorfer übrigens „Lache“ nennt, als notwendige Langzeitdünger ausgebracht werden. Das passiert möglichst vor dem nächsten Regen, kann aber trotzdem schon mal ein bisschen „müffeln“. Wege müssen kontrolliert, Zäune gerichtet, Buchenlaub, Zapfen und Zweige auf den Bergwiesen aufgesammelt werden – denn weil sie nicht verrotten, stören sie die Tiere beim Grasen und behindern das Wachstum der Wiesen. Übrigens: Auch nicht eingezäunte Flächen rund um Oberstdorf werden genutzt und gehören den Landwirten. Deshalb bitte auf den Wegen bleiben, zum Spielen oder Picknicken gibt es doch so viele andere schöne Stellen! So verärgert man die Bauern nicht, die diese herrliche Landschaft doch für uns alle pflegen und erhalten.
Noch wird nach wie vor am Hof zweimal am Tag gemolken und die Milch von der Molkerei abgeholt – weniger wird es im Sommer, wenn ein großer Teil des Viehs auf der Alpe ist und dort direkt Butter und Käse hergestellt werden. Ein großer Tag für Oberstdorf ist es jedes Frühjahr aufs Neue, wenn etwa Anfang Mai der erste Austrieb losgeht. Die „Gassenkühe“ trotten freudig erregt durch den Ort Richtung Gemeinschaftsweiden, und auch wenn ein Hirte mitgeht, wissen sie meist schon von allein, wo es hingeht. Damit die Tiere sich nicht erschrecken, verhält man sich am besten ruhig, tritt beiseite, wartet den kurzen Moment ab und freut sich darüber, dass es in Oberstdorf noch die traditionelle Landwirtschaft gibt, die uns mit ihren leckeren Produkten direkt vom Hof verwöhnt!