So zählte auch Josef Enzensperger (1873–1903) aus Sonthofen zu denjenigen, die bereits im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert in den Allgäuer Bergen Touren in den kalten und dunklen Monaten unternahmen und dabei so manchen Gipfel erstmalig bestiegen.
Ein echtes Abenteuer war ganz bestimmt im Winter 1897 die erste Besteigung der Höfats bei Eis und Schnee. Mit Gefährten gelang ihm das, was schon im Sommer keine wirklich leichte Bergfahrt war und immer noch ist - zur damaligen Zeit allemal, mit einer so mangelhaften Ausrüstung.
Wohl jeder bekommt eine Ahnung, was es bedeutet, diesen 2269 Meter hohen und kühnen Berg im Winter besteigen zu wollen, ist doch bereits von weitem sichtbar, dass die steilen Wandfluchten der Höfats von einem Grasmantel bedeckt sind, der verschneit oder vereist noch gefährlicher ist. Absolute Trittsicherheit gehört an diesem Berg zur Grundvoraussetzung. Damit ist vor allem gemeint, dass man sich im brüchig-schrofigen und grasdurchsetzten Fels sicher bewegen kann. Bisweilen gar ohne vernünftige Absicherung. Das erfordert ein hohes Maß an Selbsteinschätzung und Verantwortung, und im Winter noch viel mehr.
Josef Enzensperger, der vor genau 150 Jahren im Februar 1873 zur Welt kam, war keineswegs leichtsinnig oder ein Hasardeur, auch wenn er sich an so manche Erstbesteigung oder Erstbegehung herantraute.
Stets forderte er, solche Touren erst dann zu wagen, wenn man dem Ganzen auch gewachsen sei. Er gehörte nicht mehr zu der Bergsteigergeneration, die vor allem nach unbestiegenen Gipfeln suchte. Enzensperger wollte die Berge auf schwierigen Felswegen erklimmen! Als einer der profiliertesten Vertreter des führerlosen Bergsteigens war ihm zum Beispiel im September 1894 die Erstdurchsteigung der Trettachspitze-Südwand gelungen, zusammen mit seinem jüngeren Bruder Ernst und Studienkollege Karl Neumann: sicher ein Höhepunkt seiner Kletterkarriere, dem weitere folgten, wie eben jene Wintererstbesteigung der Höfats.
Erfahrene Bergsteiger von heute wissen es: Wenn man sich in die Zeit der Brüder Josef und Ernst Enzensperger versetzt, kann man nur hochachtungsvoll sagen: eine großartige Leistung! Sich die
winterliche Höfats einmal selbst anzusehen, das geht durchaus, auch ohne Bergsteiger zu sein. Bei schönem Wetter lädt unter anderem ein Winterwanderweg an der Station Höfatsblick der Nebelhornbahn
zu einem Ausflug zum Zeigersattel ein. Von dort eröffnet sich eine herrliche Aussicht hinüber zum Oberstdorfer Paradeberg!
Die Besteigung der Höfats ist ausschließlich erfahrenen Alpinisten zu empfehlen. Absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Erfahrung im Hochalpinen Gelände sind hier absolute Voraussetzung! Unerfahrenen Bergsteigern ist dieser Gipfel dringlichst abzuraten.
Bilder historisch: Höfats & Josef Enzensperger: Archiv Heckmair-Auffermann