Donnerstag, 11.11.2021
Uli Auffermann

Erstmals wird ein Weg durch die Breitachklamm gelegt

Damals ... im Jahr 1905

Die Breitach hat zwischen Oberstdorf und Kleinwalsertal ein faszinierendes Naturwunder geschaffen.

Die Allgäuer Bergwelt – das sind wunderschöne Wälder, tiefgrüne Wiesen und unzählige Gipfel, die sich im Winter tief verschneit, in das strahlende Blau des Himmels recken. Und zum Allgäu gehört auch das Wasser. Es sind die glasklaren Bäche und Flüsse, die sich mit großer Wucht aus den hohen Flanken des Gebirges ergießen. Munter sprudelnd präsentieren sie sich an sonnenhellen, warmen Tagen. Donnernd und tosend dagegen kommen sie während regenreicher Perioden oder gar zu Zeiten der Schneeschmelze daher. Und wenn sie gezwungen werden, sich durch enge

Schluchten, Felsriegel und knappe Taleinschnitte zu zwängen, zeigen sie ihre ganze Kraft, modellieren einzigartige Formationen aus Gestein und Erdreich heraus. So auch die Breitach, die zwischen Oberstdorf und dem Kleinwalsertal ein Naturwunder schuf, das weithin seinesgleichen sucht. Auf rund zweieinhalb Kilometer Länge und bis zu 150 Meter Tiefe war der Fluss gezwungen, sich durch das harte Gestein eiszeitlicher Felsbarrieren zu bohren, zu fräsen, zu schleifen. Dabei entstand eine der schönsten, tiefsten und engsten Bachschluchten Europas: die Breitachklamm.

In der Zeit, als die Klamm erschlossen wurde, hatte eine Welle der Begeisterung alle Bereiche bergsportlichen Treibens erfasst und in den Allgäuer Bergen zu bedeutenden Besteigungen und Erstbegehungen, aber auch zur Errichtung touristischer Glanzpunkte geführt. So konnte nach mehreren Versuchen 1904 eine Obermaiselsteiner Gruppe die Sturmannshöhle erschließen. Ebenfalls in diese Phase fielen die ersten Versuche am Hölloch im oberen Mahdtal bei Riezlern, dessen Schacht 1905 bezwungen wurde. Bis heute ist diese aktive Wasserhöhle trotz etlicher Befahrungen nicht vollends erschlossen und wird weiterhin erfahrene Höhlenkundler in die Tiefe locken! Die faszinierende Breitachklamm begehbar zu machen geht zurück auf die Initiative von Johann Schiebel, dem damaligen Pfarrherrn von Tiefenbach. Er fand die Unterstützung, um das schwierige Unterfangen zu realisieren. 1905 konnte der fertiggestellte Weg durch die große „Zwing“, wie sie im Volksmund heißt, erstmals vollständig begangen werden. Seither sind Millionen Besucher durch sie hindurch gewandert, und jährlich sind es mehrere Hunderttausend. Die Klamm ist nicht nur eine touristische Attraktion. Sie lässt uns das Hochgebirge hautnah spüren und macht den Berg auf atemberaubende Weise erlebbar.

Außer zur Zeit der Schneeschmelze und im Spätherbst ist die Breitachklamm das ganze Jahr über geöffnet. Auch im Herbst und Winter oder an regnerischen Sommertagen lohnt sich der Besuch, denn man ist vor Wind und Wetter geschützt. Und das Informationszentrum am Eingang der Klamm bietet noch darüber hinaus eine interessante Schlechtwetteralternative. Ein Naturschauspiel der zauberhaften Art bringt dann der Winter, wenn der Frost das Wasser zu eigenwilligsten Figuren aus Eis erstarren lässt und gewaltige Eiszapfen die Felsen überziehen.

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