Noch ein kleiner Aufschwung, und dann ist es fast geschafft – die Hütte liegt nur noch ein paar Schritte entfernt. Wunderbar, endlich angekommen zu sein! Die Tour war lang, man ist verschwitzt und träumt von einer Dusche. Doch auch moderne Berghütten sind keine Hotels wie im Tal! Wenn man erst einmal weiß, wie aufwändig die Wasserversorgung an vielen Hütten vor sich geht, dann reicht gewiss auch mal die gute, alte Katzenwäsche!
Dass Wasser in der Nähe ist, darauf schaute man bereits vor rund 150 Jahren, als die ersten Hütten rund um Oberstdorf erbaut wurden. Damals freuten sich die wenigen Bergsteiger über eine schlichte, kleine Behausung, die Schutz bot. Wenn möglich mit einem einfachen Ofen. Ein Eimer Wasser war schnell an der nächsten Quelle, vom Bach oder Altschneefeld geholt oder man fing das Regenwasser vom Dach auf. Viel brauchte man ja nicht. Hütten in besonders günstiger Lage wuchsen aber schnell zu großen Berghäusern. Der Schlauch von der Quelle oder das kleine betonierte Reservoir reichten nicht mehr, Wasser musste manchmal sogar per Muli oder Seilbahn hergeschafft werden, bevor die technischen Anlagen zur Wasserversorgung immer aufwändiger wurden. Lange Zeit störte sich auch niemand daran, wenn es für alle nur ein Waschbecken gab und jedem Hüttenbesucher war noch in den 1970er-Jahren klar, dass Wasser am Berg kostbar ist, wie die älteren Oberstdorfer erzählen.
Berghütten sind inzwischen sehr viel komfortabler, auch um den wachsenden Ansprüchen der großen Zahl an Besuchern gerecht zu werden. Nicht nur die Speisekarte ist lang geworden, auch Waschräume und sogar Duschen gehören oft schon zum Standard. Das geht bei mitunter mehreren hundert Übernachtungsgästen pro Tag auf so mancher Allgäuer Berghütte nur mit richtig aufwändiger Technik. So muss zum Beispiel das Wasser von einer Quelle entnommen, gesammelt, in Trinkwasserqualität aufbereitet und in die Hütte geleitet werden, um nach Gebrauch entweder in der eigenen Kläranlage dem Kreislauf wieder zugeführt oder aber über kompliziert zu verlegende Abwasserleitungen viele hundert Meter Richtung Tal zu den dortigen Abwassersystemen verbracht zu werden, wie etwa bei der Kemptner oder der Fiderepasshütte. Das alles aufzubauen erforderte sehr hohe Investitionen, auch damit Umwelt und Natur nicht zu Schaden kommen. Die Alpenvereinssektionen scheuen weder Kosten noch Mühen, setzen höchste Technik ein, UV-Filter und Edelstahl, für eine beständige und qualitativ sichere Wasserversorgung. So sind Verständnis und Toleranz gefragt, wenn mal etwas anders verläuft als gewünscht.
Denn nicht alles lässt sich ständig optimieren – im Gegenteil, in den heißer und trockener werdenden Sommern wird Wasserknappheit ein zunehmendes Problem. So sind wir alle aufgefordert, im Zeichen des Klimawandels und zum Schutz der Ressourcen ein wenig umzudenken. Auf 2.000 Metern Höhe gelten andere Gesetze als im Tal, kann Wasser nicht unbegrenzt wie zu Hause genutzt werden und das wäre auch nicht wirklich wünschenswert, denn eine Berghütte steht eben auch für das einfache, bescheidene, naturnahe Erlebnis, für eine intensive Auszeit vom Alltag, für entspanntes Miteinander und frohe Stunden!