Auch wenn er erst relativ spät zum Skispringen kam, war es sicher keine schlechte Entscheidung! Bis in die 1960er-Jahre hinein galt Max Bolkart als bester Skispringer der Bundesrepublik Deutschland. Zwischen 1956 und 1964 holte er viermal den Titel bei den Deutschen Meisterschaften und wurde zudem einmal Zweiter und einmal Dritter. Sein größter Erfolg aber war sicherlich der Sieg der Vierschanzentournee 1959/60. Zunächst gewann er vielumjubelt das erste Springen vor heimischem Publikum in Oberstdorf, dann auch noch die Wettbewerbe in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck – und obschon er beim letzten Springen in Bischofshofen „nur“ Fünfter wurde, reichte das immer noch für den Gesamtsieg!
Im Juli 1932 in Oberstdorf geboren, widmete sich Max Bolkart zu Beginn dem alpinen Rennlauf. Erst 1947, als 15-Jähriger, wechselte er, auch wegen seiner schmalen Statur, zum Skispringen. Toni Brutscher, Oberstdorfer Skisprungstar der 1940er-Jahre, soll ihm dazu geraten haben. Und weil Bolkart durch seine Erfahrungen bei Skirennen mit hohen Geschwindigkeiten vertraut war, schreckte ihn die schnelle Fahrt von der Schanze nicht!
Drei Mal nahm der Allgäuer an Olympischen Spielen teil: 1956 wurde er Vierter und verfehlte nur knapp die Bronze-Medaille, 1960 Sechster, während er 1964 nach einer Verletzung abgeschlagen im Feld landete.
In Bolkarts aktive Zeit fiel der Wechsel der Skisprungtechnik. So sollten die Arme beim Springen nicht mehr nach vorn ausgestreckt werden in der sogenannten Vorhalteposition, sondern seitlich an den Oberkörper herangelegt. Bolkart allerdings blieb bis zum Ende seiner Sportkarriere bei seiner gewohnten Armposition und beendete 1965 seine Springerlaufbahn. So ganz los ließ ihn das Skispringen aber nie. Er engagierte sich zum einen als Trainer für den Nachwuchs und war außerdem verantwortlich für die Oberstdorfer Schanzen. Einmal noch lockten auch die Olympischen Spiele: 1968 in Grenoble war er als Ein- und Vorspringer im Einsatz.
Im „normalen“ Beruf arbeitete Max Bolkart übrigens als Mechaniker im örtlichen Elektrizitätswerk, und neben dem Skisport ist seine große Freude schon immer die Musik. Mit Begeisterung spielt der Oberstdorfer u.a. Alphorn und Ziehharmonika. Für seine sportlichen Erfolge und sein Engagement bekam Max Bolkart 1977 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2002 wurde er vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau mit dem Silbernen Lorbeerblatt, der höchsten deutschen Sportler-Auszeichnung, geehrt. Seinen vielleicht größten Erfolg – den Gewinn der Vierschanzentournee – konnte 30 Jahre lang kein bundesdeutscher Springer wiederholen, und erst im Wendejahr 1989/90 sicherte sich der Schwarzwälder Dieter Thoma wieder den Gesamtsieg.