Von allen Seiten nicht leicht und gefahrlos zu besteigen, wurde die Höfats in der Vergangenheit gleichsam berühmt und berüchtigt. Steil und bis zu den Gipfelzacken mit Gras überzogen, weckt sie in den Bergsteigern den Wunsch, sich an ihren scharfen Graten zu versuchen. Dabei verlangt sie stets den erfahrenen, vielseitigen Alpinisten. Hundertprozentige Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gehören zur Grundvoraussetzung, will man die Höfats besteigen.
Damit ist vor allem gemeint, dass man sich im brüchigen, schrofigen und grasdurchsetzten Fels sicher bewegen kann. Das erfordert ein hohes Maß an Selbsteinschätzung und Verantwortung. Denn auch wenn die großen Felsschwierigkeiten fehlen und die absolute Gipfelhöhe mit 2259 Metern nicht sehr hoch erscheint, sind die Aus- und Tiefblicke wegen der Ausgesetztheit atemberaubend. Bei Nässe und Schnee liegen die Anforderungen noch um ein Vielfaches höher, dann sollte man unbedingt im Tal bleiben!
Im Sommer 1848 berichtete ein Gipfelstürmer, Professor Sendtner, als Erster von seiner erfolgreichen Besteigung des Höfats-Westgipfels (2257 m), doch man kann davon ausgehen, dass zuvor schon bergerfahrene Jäger dort oben gewesen sein werden. Denn dass in den Flanken der Höfats eine große Zahl an Gämsen lebten, wird ihnen nicht entgangen sein.
In den 1850er-Jahren sorgte Thaddäus Blattner dafür, den Höfats-Westgipfel durch ein Kreuz zu schmücken, das wahrscheinlich bis etwa 1890 den Gipfel zierte. Dann allerdings folgten gut 30 Jahre ohne Kreuz.
Am 15. Juli 1923 konnte schließlich bei einer feierlichen Gipfelmesse ein neues Gipfelkreuz aus Holz mit Metallverblendung auf dem Westgipfel eingeweiht werden. Zuvor hatte eine Gruppe bergerfahrener Männer den gefährlichen und kraftraubenden Transport der beiden Kreuzteile übernommen, und ein kletterkundiger Pfarrer war auch mit hinaufgestiegen. Bestimmt waren alle sehr erleichtert, als das Gipfelkreuz dann sicher im Boden verankert war. So nahmen rund 50 Menschen an der Messe teil, von denen sich aber nicht alle direkt am wenig Platz bietenden Gipfel aufhalten konnten.
Gipfelkreuze werden heute zumeist mit dem Helikopter an ihren Bestimmungsort gebracht. Unter ihnen wird gerastet, sich umarmt, geküsst und Berg Heil gewünscht, an manchen sogar geheiratet oder Bergmessen zelebriert. Sie können Markenzeichen, Kunstobjekte oder magische Orte sein, längst nicht mehr nur aus Holz oder Metall. So unterschiedlich die Formen und Größen, so verschieden ist die Bedeutung für den Einzelnen. Dabei gibt es sie auf schier endlos vielen Gipfeln, und es ist uns, als wären sie schon immer dort gewesen. Natürlich auch auf den Bergen des Allgäus, wo so manches eine besondere Geschichte hat.