Über den 2599 Meter hohen Biberkopf im Allgäuer Hauptkamm verläuft nicht nur die Grenze zu Österreich, er ist auch der südlichste Gipfel in Deutschland. Wie eine exponierte Boje am Rande eines Meeres von Zacken und Buckeln erscheint dieser Berg hoch über dem benachbarten Lechtal, und die Panoramaaussicht von dort oben ist einfach herrlich, mit ganz besonders beeindruckenden Tiefblicken.
Insbesondere von Südwesten aus wirkt der Biberkopf isoliert, sticht heraus mit seinen hellgrauen Platten. Noch dazu hat der elegante Berg den Ruf, nach der Trettachspitze der formschönste der Allgäuer Alpen zu sein. Besonders gut betrachten kann man ihn von der Mindelheimer Hütte aus, um die Nordwestseite in Augenschein zu nehmen. Gerölldurchsetzt ist die Nordflanke, und wie die senkrechte Südwand bricht auch der Fels an der Ostwand steil ab.
Gewiss ging es den Erstbesteigern vor allem um ihre vermessungstechnische Arbeit, als sie den schönen Berg erklommen. Doch auch sie werden von der fantastischen Aussicht begeistert gewesen sein! In jener Zeit waren die Allgäuer Berge und auch andere Gebirgsgruppen noch kaum erschlossen. Es war schon deshalb sehr schwierig, so ganz ohne vorhandene Wege und Zustiege überhaupt einigermaßen zielsicher zum Berg zu gelangen. Hirten- und Jägerpfade mussten ausreichen, Berghütten gab es auch noch nicht, und so konnte man bestenfalls Unterschlupf in den Holzscheuern der Hirten finden. Ob die Vermesser sich schon für die Bergsteigerei erwärmen konnten, die noch in den Kinderschuhen steckte oder ob nicht doch ein einsamer Jäger schon zuvor mal auf dem Biberkopf war, weiß wohl keiner mehr so genau!
Bild historisch: Biberkopf Mindelheimer Hütte Archiv Heckmair-Auffermann
Bereits vier Jahre später, 1857, gelang es erneut, den Biberkopf zu besteigen. Diesmal aus eigenem Antrieb, aus Freude an der Sache: Gemeinsam mit Thaddäus Blattner erreichte der damals 22-jährige August Holler, der später Bezirksarzt in Memmingen wurde, als erster Tourist den Gipfel der markanten Felsgestalt, und anders als ihre Vorgänger wählten sie den Aufstieg über die Nordflanke. Bis 1905 dauerte es noch, bis die erste Überschreitung gelang, von der Rappenseehütte kommend ging es über den Ostgrat hinauf und weiter Richtung Lechleiten. Das Bergsteigen war inzwischen sehr viel populärer geworden, und so wurde 1908 ein an der Rappenseehütte beginnenden Steig fertiggestellt, der es den nachfolgenden Gipfelstürmern leichter machen sollte, gab es doch vorher weder einen erkennbaren Weg noch eine Markierung hinauf auf den Biberkopf.
Auch heute noch kann man den stolzen Berg über einen gesicherten Steig erklimmen. Bester Ausgangspunkt dafür ist sicherlich die 2091 Meter hoch gelegene Rappenseehütte, die von Oberstdorf aus in etwa sechs Stunden zu erreichen ist. Rund zweieinhalb Stunden muss man dann noch für den Aufstieg auf den Biberkopf rechnen, den man idealerweise nach einer Übernachtung für den nächsten Tag einplant. Erfahrung und Trittsicherheit vorausgesetzt, darf man sich dann auf eine aussichtsreiche Höhenwanderung im Schwierigkeitsbereich I freuen!