Dienstag, 05.04.2022
Uli Auffermann

Die Skiflugschanze wird umgebaut

Damals ... vor 50 Jahren

Bis heute ist das Skifliegen in Oberstdorf mit seinem Namen verbunden, vor allem wenn wir großen Sport von der gewaltigen Schanze hinten im Stillachtal erleben: von der Heini-Klopfer-Skiflugschanze. Klopfer gehörte selbst zur Weltelite der Skispringer, und als Architekt entwarf er in seinem Berufsleben weltweit rund 250 Skisprungschanzen, darunter auch die erste Oberstdorfer Skiflugschanze von 1949.

Wir brauchen eine Großschanze, hatten nach dem Krieg der Skiclub Oberstdorf und die erfolgreichen Skispringer Heini Klopfer, Sepp Weiler und Toni Brutscher befunden. Ein kühnes Projekt, war doch schon die Beschaffung der nötigen Geldmittel schwierig. Doch dann ging es los, und nach Plänen von Heini Klopfer und seinem Chef, Willi Huber, wurden ein aus Holz konstruierter Anlaufturm und die Anlage errichtet. Im Dezember 1949 konnte Richtfest gefeiert werden. Damals war es die weltweit größte Schanze ihrer Art! Erste Testsprünge übertrafen gleich die 100-Meter-Marke, und damit war Skifliegen auch in Deutschland möglich. Im März 1950 wurde in Oberstdorf die erste Skiflugwoche überhaupt ausgerichtet – und die Zuschauer waren hellauf begeistert. Sie erlebten einen spannenden Wettkampf mit einer Siegerweite von 135 Metern.

Bild: Skisprunglegende und Namensgeber: Heini Klopfer

Im März 1973 dann durfte Oberstdorf wieder einmal Gäste aus aller Welt empfangen, denn die zweiten Skiflugweltmeisterschaften wurden, erstmals in Deutschland, hier im Allgäu ausgetragen. Weil aber die Flugschanze bereits fast 25 Jahre auf dem Buckel hatte, begann man im Winter 1972 bei den Vorbereitungen auf das Großereignis die bestehende Anlage im Stillachtal nach neuesten bau- und flugtechnischen Gesichtspunkten umzubauen. Zuerst einmal musste deshalb die Holzkonstruktion der alten Schanze weichen und aus diesem Grund gesprengt werden. Für den neuen Sprungturm, der nun von 43 auf 72 Meter erhöht wurde, wählte man als Material Spannleichtbeton. Der Höhenunterschied vom Anlauf bis zum Auslauf betrug jetzt sogar 189 Meter, und das ließ noch größere Weiten als zuvor erwarten.

Um diese vielen Höhenmeter ohne gleich aus der Puste zu geraten hinaufzukommen, wurde hinauf zum Schanzentisch ein Doppelsessellift gebaut und der Anlaufturm mit einem Aufzug ausgestattet. Nachdem die neue Anlage fertiggestellt war, wurde sie zu Ehren des 1968 gestorbenen Oberstdorfer Skisprungstars Heini-Klopfer-Skiflugschanze getauft, bekam aber gleich auch den Spitznamen „schiefer Turm von Oberstdorf“!
So konnten die Skiflugweltmeisterschaften wie geplant in den ersten Märztagen des Jahres 1973 stattfinden. Auf der umgebauten Schanze wurden wie erhofft deutlich größere Weiten erzielt und der WM-Titel mit neuer Weltrekordweite von 169 Metern gewonnen. Nur schade, dass der Wettbewerb wegen schlechten Wetters frühzeitig abgebrochen werden musste. Trotzdem feierten die über 110.000 Zuschauer, die in die Sportanlage geströmt waren, die Athleten und ihre faszinierenden Skiflüge.
Und zur Freude aller Skiflugfans fand in diesem März nach dreijähriger Pause endlich auch wieder ein Weltcup auf der Heini-Klopfer-Skiflugschanze mit Zuschauern statt!

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