Die Mitglieder der Sektion Allgäu-Immenstadt hatten für ihr Unterkunftshaus eine ganz besonders wilde Gegend ausgesucht. Die Felsbastionen der Mädelegabel und natürlich der alles dominierenden Trettachspitze gaben die ideale Kulisse. Und mit Unterstützung des Allgäuer Bergführer-Urgesteins Johann Baptist Schraudolph aus Einödsbach wurde während des Sommers 1875 in nur wenigen Wochen das erste Waltenbergerhaus fertiggestellt und für Besucher geöffnet. Doch der Platz erwies sich als ungünstig. Durchfeuchtete Wände und der Einsturz der Giebelmauer führten schon bald zu dem Entschluss, einen Neubau zu errichten.
So entstand in einzigartiger Lage, auf gut 2000 Meter Höhe, zu Füßen der Berge der Guten Hoffnung, hoch über dem Bacherloch, eine neue Unterkunft. Im Sommer 1884 war Einweihung der gemütlichen Hütte an ihrem wunderschönen Standort auf einem auslaufenden Gratstück der Hochfrottspitze. Den Namen Waltenbergerhaus, benannt nach dem Sektions-Mitbegründer und einstigen Vorstand der Alpenvereins-Sektion Allgäu-Immenstadt, Anton Waltenberger, behielt sie natürlich auch an ihrem neuen Platz. Keiner konnte sich dem Charme einer der ältesten Hütten der Nördlichen Kalkalpen, ja der ältesten Bergsteigerunterkunft des Deutschen Alpenvereins in den Allgäuer Alpen entziehen.
Doch obwohl im Laufe der vielen Jahrzehnte immer wieder renoviert, modernisiert und umgebaut wurde, genügte das Waltenbergerhaus zuletzt in Teilen den heutigen Ansprüchen und vor allem den so wichtigen Brandschutzbestimmungen nicht mehr, und so musste man sich schließlich dazu durchringen, die alte Hütte durch ein neues Berghaus zu ersetzen. Im Sommer 2013 konnte mit den Planungen für den Neubau begonnen werden, nachdem man sich auf einen Entwurf des Architekten Peter Fischer geeinigt hatte.
Und im September 2015 war es dann soweit, die Bauarbeiten gingen los. Wie man sich gut vorstellen kann, kein leichtes Unterfangen, hoch oben im Gebirge! Doch trotz aller Unbilden, die das Wetter so mit sich brachte, wurde in diesem Jahr, am 15. Juni 2017, die Neueröffnung gefeiert! Seit dieser Saison können sich also alle Besucher über einen gelungenen Neubau freuen. Mehr als 3 Mio. Euro wurden investiert – nicht zuletzt wegen der teuren Hubschrauberflüge für die Materialanlieferung. Und nun empfängt den Bergwanderer ein schmuckes, dreistöckiges Unterkunftshaus mit gemütlichem Gastraum, das bis zu 72 Schlafplätze (rund 40 Zimmerbetten und Matratzenlager) bereithält, selbstverständlich mit Trockenraum und Duschen.
Besonders erfreut ist sicher der Hüttenwirt über so viel mehr Platz und Komfort, und das ist immer noch der Oberstdorfer Markus Karlinger, der sich schon seit 2011 um das außergewöhnlich schön platzierte Alpenvereinshaus kümmert.
Eine Photovoltaikanlage versorgte die Hütte auch zuvor schon umweltfreundlich mit Strom, die nach wie vor per Hubschrauber beliefert wird, denn hier herauf führt keinerlei Seilbahn, und so muss man ein wenig Mühe in Kauf nehmen, um das am beliebten Heilbronner Weg gelegene Waltenbergerhaus zu besuchen. Aber es lohnt sich, und wer über etwas Ausdauer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verfügt, der sollte den drei- bis dreieinhalbstündigen Fußweg ab Einödsbach unbedingt demnächst einplanen!
Ausführliche Informationen und Tourenbeschreibungen zum Waltenberger Haus.