Bis in die Mitte des 17. Jhd. galt Oberstdorf als verträumtes, weltabgeschiedenes Dorf in den Bergen, das nur über unwegsame Straßen erreichbar war. Hierher kam man nur zu Fuß oder mit Fuhrwerken. Die dürftigen Verkehrsverhältnisse verbesserten sich erst richtig, als die Eisenbahn ins Allgäu kam, damals lediglich bis Immenstadt. Von dort bis nach Oberstdorf verkehrten nach wie vor Stellwagen und Postkutschen. 1873 erfolgte dann die Eröffnung der Vizinalbahn bis nach Sonthofen. Schritt für Schritt kam das Ziel Oberstdorf näher, der Wunsch nach einer Weiterführung der Bahn bis in die südlichste Gemeinde Deutschlands wurde immer größer. Die Konzession für die Bahnstrecke wurde 1886 durch Prinzregent Luitpold genehmigt und einer Ingenieurfirma erteilt. Nach Bestätigung der Entwürfe wurden im Juli 1887 die ersten notwendigen Grundstücke erworben und bereits am 1. September mit dem Bau begonnen. Am 29. Juli 1888 war es dann endlich soweit: Die Bahnstrecke nach Oberstdorf wurde eröffnet! Im Rahmen der festlichen Eröffnungsfeier reisten Gäste von nah und fern an. Für geladene Gäste gab es ein ausgiebiges Dinner, aber auch die Kleinsten wurden zur Feier des Tages belohnt. So bekamen alle Oberstdorfer Schulkinder eine Wurst, ein Brot und – kaum zum Glauben – sogar ein Bier.
und nahm ihren regelmäßigen Betrieb auf. Nicht nur die Gästezahlen entwickelten sich über die Jahre hinweg positiv, auch das Bahnhofsgebäude selber wurde immer größer und komfortabler. Bereits im Jahr 1909 gab es durchlaufende Wagen von München und Bruchsal nach Oberstdorf. Dies führte noch mehr Gäste in die Gemeinde. Der erste Weltkrieg und die Inflationsjahre sowie die Kohleknappheit gingen an Oberstdorf und seiner Bahnlinie nicht spurlos vorbei und hatten einen Rückgang der Kurgäste zur Folge. Ab dem Sommerfahrplan 1986 galt der Oberstdorfer Bahnhof als „Ferienzielbahnhof“, hier wurden Kurgäste am Bahnhof direkt in Empfang genommen und eine Quartiervermittlung getätigt. Wenn auch heutzutage die Eisenbahn aufgrund des Straßenverkehrs nicht mehr den Stellenwert besitzt wie früher, sollte eines nicht vergessen werden: Die Eisenbahn hat in den vergangenen 100 Jahren einen bedeutenden Teil zum Aufbau von Handel, Industrie und Wirtschaft im Oberallgäu beigetragen. Und ebenso zur nachhaltig erfolgreichen Entwicklung Oberstdorfs hin zum Spitzenferienort.