Samstag, 01.02.2025
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Ski wachsen – warum, wieso, weshalb?

Tipps und Einblicke von Wachs-Profi Wilhelm Hartmann.

Der erfahrene Ski- und Wachsexperte, Wilhelm Hartmann, kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken und ist bringt mit viel Erfahrung und Leidenschaft das Wachs auf die Langlaufski.
„Mein Name ist Wilhelm Hartmann, ich bin 75 Jahre alt und habe viele Jahre für die Firma Holmenkol gearbeitet. Während meiner Karriere war ich nicht nur im Weltcup unterwegs, sondern habe auch weltweit Seminare und Events zum Thema Skiservice und -pflege gehalten. Meine Hobbys sind Skifahren, Skilanglauf, Mountainbiken, Nordic Walking und natürlich Reisen. Ich bin also sehr sportlich unterwegs und immer auf Achse.“

Wie bist Du zum Thema Skiwachsen gekommen und was hat Dich inspiriert, Kurse zu diesem Thema anzubieten?
„Ich bin schon als Kind mit dem Skifahren in Kontakt gekommen und habe mich schon früh mit dem Thema Skiwachsen auseinandergesetzt. Während meiner Zeit als Soldat hatte ich immer engen Kontakt zu den Biathleten der Bundeswehr, die in Garmisch stationiert waren. Dort habe ich begonnen, mich intensiv mit der Langlaufszene zu beschäftigen und das Thema Wachsen weiter zu vertiefen. Schon vor meiner Pensionierung habe ich begonnen, bei Skiclubs in der Region Sonthofen Vorträge zu halten. Dabei stellte sich heraus, dass immer wieder viele der anwesenden Teilnehmenden Interesse am Thema hatten. Also nahm ich Kontakt mit Holmenkol auf, die sofort bereit waren, mich zu unterstützen. So begann ich, während meiner aktiven Dienstzeit Seminare zu halten. Mit 54 Jahren trat ich dann in den Ruhestand und konnte mich verstärkt auf die Arbeit bei Holmenkol konzentrieren. In den folgenden 20 Jahren war ich weltweit unterwegs – von den Weltcups bis hin zu speziellen Seminaren für Händler und Skiclubs.“

Erinnerst Du Dich an den ersten Ski, den du gewachst hast? Was war besonders daran?
„Ja, der erste Ski, den ich gewachst habe, war mein eigener. Er war schwarz mit einer roten Lauffläche, und die Stahlkanten waren noch verschraubt – das war in den 50er Jahren. Ich war damals etwa zwölf Jahre alt und war überglücklich diesen Ski zu Weihnachten zu bekommen. Es war ein sehr besonderer Moment. Wie ich damals gewachst habe, kann sich heute wahrscheinlich niemand mehr vorstellen: Man hat Kerzenwachs aufgerieben, weil es damals noch keine speziellen Wachsprodukte gab. Zum Glück konnte ich von meinem Opa Bienenwachs bekommen – das war natürlich noch viel besser. Es war eine ganz andere Zeit. Mein Vater hat dann auch ein bisschen zugeschaut, damit ich nichts falsch mache. Heute ist das alles natürlich viel technischer und präziser, aber dieser erste Ski und die Erinnerungen daran bleiben für immer.“

In welchen Ländern oder Regionen der Welt hast Du schon Ski gewachst?
„Da könnte ich wahrscheinlich eine ganze Liste aufzählen. Besonders markant war meine Reise nach Russland, nach Moskau. Dort habe ich eines meiner größten Seminare gehalten, vor etwa 700 Leuten. Es war nicht einfach, ein Seminar in Russland zu halten – vor allem, weil es auf Englisch war und die Verständigung manchmal schwierig war. Das Ganze wurde auch noch fürs Fernsehen aufgenommen und die Veranstaltung stand später noch online. In Russland ist Langlauf ein sehr beliebter Sport und die Leute dort kaufen die teuersten Produkte – das habe ich oft erlebt, wenn ich in München in einem Sportgeschäft war, besonders in der Vorweihnachtszeit. Aber auch in Skandinavien, Tschechien, der Slowakei und Amerika war ich unterwegs. Ich war mehrfach beim Basalauf in Schweden dabei, einem Event, das zwölf Stunden lang live im Fernsehen übertragen wird. Es ist einfach eine riesige Veranstaltung und die Stimmung dort ist unglaublich.“

Warum ist es so wichtig, die Ski regelmäßig zu wachsen und was passiert, wenn man es nicht tut?
„Wenn man seine Ski nicht regelmäßig wachst, muss man sich umso mehr mit Muskelkraft anstrengen, besonders beim Langlauf. Man merkt es einfach, wenn der Ski nicht gut gleitet – dann muss man mehr arbeiten um voranzukommen. Zudem verschleißen die Ski schneller, wenn sie nicht gewachst werden. Das ist wie beim Fahrradfahren ohne Luft im Reifen – es funktioniert einfach nicht richtig. Wachsen ist wichtig, um die Ski zu pflegen und ihre Gleitfähigkeit zu verbessern. Besonders beim Skating ist es entscheidend, dass der Ski gut gleitet, sonst funktioniert die Technik nicht und der Spaß geht verloren. Es ist wirklich schade, wenn Leute auf die Loipe gehen, es nicht richtig hinkriegen und dann sagen, dass Skaten nichts für sie ist. Das ist verschwendetes Potenzial. Skiwachsen sorgt nicht nur für eine bessere Performance, sondern auch für längere Haltbarkeit und macht das Skifahren angenehmer. Es ist wie ein Ölwechsel beim Auto – auch bei den Skiern sollte man regelmäßig nach dem Rechten sehen. Und das ist kein großer Aufwand, wenn man weiß, wie es geht.“

Hast Du einen Geheimtipp für das Ski-Wachsen?
„Der wichtigste Tipp, der eigentlich bekannt sein sollte, ist: Bürsten! Nach dem Wachsen unbedingt gut ausbürsten, um überschüssiges Wachs zu entfernen und die Struktur des Skis freizulegen. Der Ski hat eine spezielle Struktur, die dafür sorgt, dass er nicht am Schnee klebt, sondern das Wasser unter dem Ski abgeleitet wird. Wenn diese Struktur mit Wachs verschlossen ist, verhält es sich wie zwei Glasplatten, die mit Wasser zusammengefügt sind – sie kleben aneinander. Deshalb ist es wichtig, eine gute Bürste zu verwenden, die in diese Struktur eindringen kann. Viele kaufen billige Nylonbürsten mit harten Borsten, aber die greifen nicht richtig in die Struktur ein. Ich habe oft erlebt, dass Leute mit schlecht gewachsten und nicht richtig gebürsteten Skiern kamen und dann total erstaunt waren, wie gut ihre Ski nach dem Ausbürsten liefen. Ein gut gewachster und gebürsteter Ski macht einen riesigen Unterschied. Ein weiterer Tipp ist, dass beim alpinen Skifahren die Ski ebenfalls regelmäßig gewachst werden müssen, da die Reibung auf der Piste Temperaturen von bis zu 150–160 Grad erreichen kann. Wenn der Ski dann nicht gewachst wird, trocknet der Belag aus und verhärtet sich, was ihn unbrauchbar macht. Deswegen ist es auch beim Alpin-Skifahren wichtig, regelmäßig zu wachsen, um die Ski in gutem Zustand zu halten.“

Neue Technologien und Materialien

Wie hat sich das Skiservice-Angebot durch die neuen Technologien oder Materialien im Laufe der Zeit verändert?

„Am Anfang, als ich in diesem Bereich tätig war, gab es nur Kerzenwachs und Bienenwachs – das war das, was die Leute verwendet haben. Das erste Skiwachs wurde von der Firma, bei der ich gearbeitet habe, entwickelt. Diese Firma gibt es seit 1922 und sie ist die älteste Ski-Wachs-Firma der Welt. Der Gründer, Max Fischer, war ein ambitionierter Skispringer und hat sich damals intensiv mit Oberflächenversiegelung beschäftigt. Zuerst hat er Ski-Lack entwickelt, um die Holzski zu versiegeln und eine glatte Fläche zu erzeugen. Doch er wollte mehr Gleitfähigkeit und hat dann die ersten Paraffin-Wachse entwickelt, die das ursprüngliche Kerzenwachs als Basis hatten.

Ein bedeutender Schritt war dann der Dreischuss, eine Packung mit drei reinen Paraffin-Wachsen, die im Prinzip wie die Kerzenwachse funktionierten, jedoch chemisch weiterentwickelt waren. Im Laufe der Zeit kamen dann Flüssigwachse und Sprays auf den Markt, aber der größte Durchbruch war die Einführung von Fluor-Wachsen. Fluor ist sehr wasser- und schmutzabweisend, was es perfekt für Skiwachs machte. Doch das Fluor hatte auch seine Schattenseiten.

Es ist umweltgefährdend und krebserregend und da es sich nicht in der Umwelt abbaut, wurde es schließlich verboten. Lange bevor dieses Verbot offiziell wurde, haben wir bereits mit unseren Chemikern nach umweltfreundlicheren Alternativen gesucht und entwickelt.

Heute bieten wir fluorfrei Produkte an, die auf den gleichen Prinzipien basieren, aber ohne die schädlichen Auswirkungen von Fluor. Dieser Prozess hat fast drei Jahre gedauert und wurde von der Uni Freiburg unterstützt. Der Skisport hat sich durch diese technologischen Entwicklungen enorm verändert. Vom Paraffin und Kerzenwachs über Fluor zu den heutigen umweltfreundlichen Wachslösungen. Besonders im Profi-Sport, wo Millisekunden den Unterschied machen, wird noch immer mit mehreren Schichten Wachs gearbeitet, je nach Schnee- und Wetterbedingungen. Der normale Freizeit-Skifahrer kommt mit Paraffinwachsen sehr gut zurecht, aber im Rennsport müssen Faktoren wie Schneetemperatur und Luftfeuchtigkeit berücksichtigt werden, um das richtige Wachs auszuwählen.“

Wem empfiehlst Du, Ski zu wachsen und was braucht man dafür?
„Wenn man seine Ski nur pflegen will, reicht ein einfaches Sprüh- oder Flüssigwachs. Unsere Natural Ski-Wachse bestehen aus natürlichen Rohstoffen und bauen sich in der Natur ab. Wer mehr möchte, kann heiß wachsen, dafür braucht man ein spezielles Wachsbügeleisen, eine Abziehklinge und Bürsten. Bei dieser Methode wird das Wachs aufgebügelt, abgekühlt und abgebürstet. Für anspruchsvollere Skifahrer gibt es spezielle Wachse je nach Schneebeschaffenheit (gelb, rot, blau). Das Equipment kostet etwa 250 bis 300 Euro, ist aber eine einmalige Anschaffung (primär das Bügeleisen). Zwischendurch kann man auch Flüssigwachse verwenden.

Vielen Dank Wilhelm, wir sehen uns auf der Loipe!

Langlaufschulen & Verleihstationen

Langlaufen und Skaten will richtig gelernt sein. In unserem Branchenbuch findest Du eine Übersicht über alle ortsansässigen Ski- und Langlaufschulen bei denen Du Einzel- und Gruppenkurse buchen kannst. Leihausrüstung bekommst Du dort ebenfalls.

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