„Ich bin in Oberstdorf geboren und aufgewachsen. In unserem Haus am Ortsrand war ich mitten in der Natur und kam so auch schnell zum Skifahren. Mein Opa hat damals einen eigenen kleinen Lift aufgebaut, weil er selbst so unglaublich begeistert war vom Skisport, dass er das auch mit anderen teilen wollte. Für ihn gab es nichts Schöneres, als wenn die einheimischen Kinder nachmittags nach der Schule kamen, um einmal am Lift zu fahren. Meine Mama war die Förderin im Hintergrund und mein Vater unterstützte uns mit all seinem Wissen und Können. Meine Geschwister und ich durften einfach alles ausprobieren und jeder hat das gemacht, was er wirklich gut konnte.
Also nur weil Du ein Mädchen warst, hat niemand zu Dir gesagt, Du darfst dies und jenes jetzt nicht machen.
Mein Werdegang ging später über den Skiclub, zu den ersten Rennen im regionalen Kader und danach durfte ich bei nationalen und internationalen Rennen auch außerhalb Oberstdorfs die Alpen kennenlernen und mich immer weiterentwickeln. Nach meiner eigenen Ausbildung zur Staatl. geprüften Skilehrerin habe ich 23 Jahre lang beim Ausbilderteam des Deutschen Skilehrerverbands angehende Skilehrerinnen und Skilehrer begleitet und geprüft.
Für meine ganze Familie ist und war Skifahren nicht einfach ein Sport den wir ausüben – aus Fitnessgründen oder dergleichen – wie man sich das vielleicht vorstellt, sondern für uns ist es einfach Leidenschaft und es gehört bei uns zum Leben dazu. Es bedeutet für uns die Freiheit, sich im Schnee bewegen zu dürfen, jeder kann sich dabei auf seine Art und durch seinen Stil ausdrücken. Es kommt zwar selten vor, dass wir gemeinsam Ski fahren, aber wenn es vorkommt, dann ist es ein ganz großes Vergnügen. Der eine fährt schneller, der andere langsamer und unten am Lift treffen sich alle. Man kann so schöne Tage in der Natur verbringen.
Unsere heutige Skischule hat mein Großvater 1932 mitgegründet. Ich hatte nie geplant dort einmal als Leiterin einzutreten, aber jetzt mache ich das schon seit über 20 Jahren voller Freude. Nach der Geburt unserer Kinder haben mein Mann und ich uns unser eigenes Modell aufgebaut.
Er hat im Sommer viel gearbeitet und ich im Winter, so war immer jemand für die Kinder da. Das hat sich wunderbar ergänzt. Die Skischulsaison geht für mich immer den ganzen Dezember, Januar, Februar, März und je nach dem wie Ostern fällt bis zum Ostersonntag oder Ostermontag. Und Das bedeutet für mich, dass ich in dieser Zeit keinen freien Tag habe. Wir feiern Weihnachten anders als andere Leute, haben eigentlich kein Silvester oder Neujahr. An Fasching voll mitzufeiern ist auch eine schlechte Idee, weil man am nächsten Tag in der Skischule präsent sein muss. Mit zunehmendem Alter wird das alles etwas anstrengender und man muss schauen, dass man seine Pausen hat. Deshalb ist für mich natürlich der Sommer auch wichtig, um loszulassen und Kraft zu tanken.
Mein Ziel ist es, die Skischule in eine neue Zeit hinein zu tragen, sie auf sichere Füße zu stellen und neue Möglichkeit zu eröffnen. Mein Mann und ich haben in unserem Leben sehr viel nebeneinanderher gearbeitet. Mein Ziel ist es dann irgendwann mal mehr Zeit mit ihn gemeinsam zu verbringen und die Zeit, in der wir noch sehr aktiv sein können entsprechend zu nutzen. Vielleicht machen wir eine Reise, genießen aber auch die Zeit hier in Oberstdorf. Oberstdorf ist Heimat. Hier leben ganz viele von den Menschen, die mir wichtig sind, die mich begleitet haben, die mich geprägt haben.
Ich könnte schon auch weggehen, aber Berge müsste ich haben. Also ganz im flachen Land wäre es, glaube ich, schwierig für mich. Da wäre die Sehnsucht zu groß. Mit Oberstdorf verbinde ich auch ganz viel, was mich vielleicht als Person ausmacht. Unsere Familie war nicht nur im Skifahren mit Leidenschaft beschäftigt und tätig, sondern meine Großeltern haben immer sehr viel Wert daraufgelegt, uns zu erklären, wo wir herkommen und was unser Leben hier ausmacht. Da gehört die Sprache und auch die Kultur mit ihren Bräuchen wie Tanz, Musik und Liedgut dazu.
Ich schätze auch die Schönheit aller Jahreszeiten bei uns in Oberstdorf. Es ist schön, wenn es Herbst wird, wenn es immer kälter wird und wenn die ersten Schneeflocken fallen, dann gibt es für Kinder und sicher auch für viele Erwachsene nichts Schöneres, als rauszugehen in den ersten Schnee. Im Sommer freue ich mich immer auf das Schwimmen im Freibergsee, mindestens dreimal in der Woche. Wo hat man denn die Möglichkeit, in so einem schönen Wasser zu schwimmen und gleichzeitig so ein Panorama zu haben? Ich bin froh, hier wohnen zu dürfen. Ich bin froh, diese Natur um mich zu haben. Ich bin froh, mich darin bewegen zu dürfen und eigentlich wünsche mir nur, dass sie gesund bleibt. Erst heute wird mir umso mehr bewusst, in was für einem tollen Umfeld ich großwerden durfte.
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