Ich träume mitunter schlecht, dass die Welt, wir, ich in die Irre gehen. Endlos lange Listen, was alles liegen blieb und dringend hätte erledigt werden müssen.
Dass Gott vielleicht nicht kommt oder ich ihn irgendwie verpasse.
Und dass am Ende die ganze Kiste gegen die Wand knallt. Wie sollte ich auch gut schlafen, wenn die Welt so ist wie sie ist, wenn ich so bin wie ich bin?
Wer hat eigentlich die Mär verbreitet, dass am Ende alles gut wird?
Am Anfang von Predigten und Karten eine lange Litanei der Krisen und dann der mühsame Versuch, irgendwie noch die Kurve zu kriegen. Weil das doch nicht alles gewesen sein darf. Weil es so einfach nicht enden kann. Und weil damals doch auch Licht schien mitten in der Nacht. „Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“
Gott selbst hat mit der Mär begonnen. Nicht vom besinnlich schönen Advent, doch davon, dass er kommt. Von Christus im Stall, von Frieden auf Erden und davon, dass er am Ende einmal alles neu macht. Sein Wort, sein Geist sind alles, was wir haben. Deshalb kann ich es kaum erwarten und rufe laut in die Nacht:
Komm, Gott. Komm. Platz einfach rein, weil ich eh nicht fertig werde. Reiß die Himmel auf, komm in einem leisen Säuseln, lass Feuer in uns flammen. Wie auch immer. Nur lass die Welt nicht, wie sie ist. Ändere mich, uns – tief im Innern. Damit wir für andere leuchten, damit sein Geist unter uns wirkt und wir einmal ganz anders sein werden. Hoffentlich, so paradiesisch friedlich wie am ersten aller Tage auf Erden. Dann könnten alle selig schlafen auf Erden.
Eine lichte Adventszeit und guten Schlaf wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Roland Sievers,
Evang. Kirchengemeinde Oberstdorf